Vor wenigen Tagen veröffentlichte Statista eine Infografik zu Nutzung Sozialer Netzwerke in Deutschland mit dem Titel: “Große Mehrheit nutzt Facebook und Twitter nie”. Dabei verbirgt sich eine viel interessante Zahl in der zitierten Studie, die als Titel vielleicht besser gepasst hätte.
Seit langem rätseln Social-Media-Insider, wie viele Deutsche Twitter nutzen. Gefühlt hat der Dienst – im Vergleich zu anderen Ländern – bislang scheinbar wenig Verbreitung gefunden. Abgesehen von den Nutzern, die auch sonst in allen anderen Sozialen Netzwerken eine Nutzerkennung haben.
Twitter hat bislang keine offiziellen Nutzerzahlen für Deutschland veröffentlicht, so dass diese meist durch Dritte abgeschätzt werden. Meist pendeln sich die Schätzungen auf ca. 1-1,5 Mio. Nutzer in unserem Land ein (z.B. Holger Schmidt, Christian Buggisch). Umso erstaunter war ich, dass scheinbar niemand über die knapp 10 Mio. Twitter Nutzer überrascht war, die die Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (GIK) – eine Kooperation von Hubert Burda Media, Axel Springer, Bauer Media Group und Gruner+Jahr – zuletzt in der Studie „Best 4 Planning 2013“ ermittelt hat. Dabei erfolgt keine Unterscheidung zwischen aktiven und passiven Teilnehmer. Die passive Nutzung – also nur lesend – ist bei Twitter im Vergleich zu z.B. Facebook relativ hoch.
Bekannt geworden ist die Studie allerdings eher via Statista. Der Statistik Anbieter veröffentlichte seine Infografik und Zahlen zur Studie unter dem – für meinen Geschmack etwas tendenziösen – Titel “Große Mehrheit nutzt Facebook und Twitter nie”.
Mit diesem Tenor wurde sie dann auch von verschiedenen Medien aufgegriffen. Das ist etwas unglücklich für die öffentliche Wahrnehmung des Dienstes, der sich für den sinnvollen B2C/B2B Einsatz bei vielen Unternehmen erst noch bewähren muss.
Dabei sind die Zahlen eine echte positive Überraschung. Fast 10 Mio. Deutsche älter als 14 Jahre nutzen Twitter: davon 1,7 Mio. mindestens täglich, 5,27 Mio. mindestens wöchentlich und 7,67 mindestens einmal im Monat. Das ergab die Befragung von etwas mehr als 30.000 Deutschen zu verschiedenen Aspekten ihrer Mediennutzung. Warum hat das keiner bemerkt? Vielleicht auch, weil die Zahlen der Studie bei Statista nur mit Prozentwerten veröffentlicht wurden.
Ich habe die Werte mal in absolute Zahlen umgerechnet und etwas zusammengefasst. Die Gesamtmenge der Deutschen über 14 Jahre gibt die Studie mit 70,33 Mio. Menschen an.
Ist die befragte Menge an Personen statistisch relevant? Dann würde ich diesen Zahlen – die auf Befragungen der Nutzer beruhen – etwas mehr Vertrauen schenken, als Abschätzungen von Dritten.
Unklar ist mir noch, was genau mit der Nutzung von WordPress gemeint ist. WordPress.com? Zudem wird vielen Nutzern nicht bewusst sein, auf welchen Systemen die von Ihnen gelesenen – also passiv genutzten – Webseiten und Blogs aufgebaut sind.
Welche Aha-Effekte enthielt die Studie für Sie?