Ein gut besuchter Messestand, intensive Gespräche, volle Visitenkartenhalter – viele Unternehmen verbinden Messen mit wertvollen Kontakten. Und doch bleibt nach dem Event oft eine gewisse Unklarheit: Was passiert mit all den Messe-Leads eigentlich konkret – und wie viel davon kommt wirklich im Vertrieb an?

In der Hektik des Tagesgeschäfts geht schnell unter, was hier auf dem Spiel steht: eine Chance, echten Nutzen aus persönlichen Begegnungen zu ziehen. Doch die gute Nachricht ist: Schon mit kleinen Veränderungen lässt sich aus Messekontakten deutlich mehr machen.

Wie viel Potenzial verschenken Sie bei Ihren Messeauftritten?

Die Messe ist vorbei, das Team ist zufrieden, der Stand war gut besucht, die Gespräche intensiv – eigentlich lief alles nach Plan. Und trotzdem: Einige Tage später stellt sich ein gewisses Bauchgefühl ein. Was ist eigentlich aus all den Gesprächen geworden?

Eine ehrliche Bilanz zeigt: Ein erheblicher Teil der Messekontakte wird nie konsequent weiterverfolgt.

In vielen Fällen verschwinden potenzielle Leads still und leise – irgendwo zwischen Visitenkartenstapel, Excel-Liste und Postfach. Laut verschiedenen B2B-Studien gehen bis zu 30 % aller Messekontakte nach der Veranstaltung verloren oder werden nicht zeitnah bearbeitet.

Das ist nicht nur ärgerlich – das ist bares Geld, das ungenutzt auf dem Tisch liegen bleibt.

Messekontakte in Erfolg verwandeln mit Automation
Melanie Richter

Die Autorin

Ich bin Melanie Richter – Digital Consultant bei twentyZEN.

Der stille Lead-Verlust – und wie er sich unbemerkt einschleicht

In Gesprächen mit Marketing- und Vertriebsverantwortlichen hören wir oft dieselben Sätze:

„Wir sammeln alles und geben es nach der Messe ans Vertriebsteam weiter.“
„Die Nachbereitung läuft, aber wir haben einfach zu wenig Kapazitäten.“
„Wir machen das seit Jahren so – das passt schon.“

Was auf den ersten Blick nach funktionierender Routine klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als typischer blinder Fleck: Der Umgang mit Messe-Leads ist in vielen Unternehmen nie richtig definiert worden. Prozesse haben sich eingeschlichen – aber nicht weiterentwickelt.

Das Problem dabei: Ohne klare Struktur fehlt die Übersicht. Ohne Übersicht fehlt Geschwindigkeit. Und ohne Tempo bleiben Chancen liegen.

Typische Stolpersteine im Umgang mit Messe-Leads

Diese Hürden begegnen uns immer wieder – unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße:

  • Papierbasierte Erfassung: Notizen auf Visitenkarten, in Notizblöcken oder auf losen Zetteln – das erschwert Nachbereitung und Übergabe.
  • Unvollständige Informationen: Gesprächsnotizen fehlen oder sind zu vage, um Leads sinnvoll einzuordnen.
  • Verzögerte Follow-ups: Oft vergehen Tage oder Wochen, bis eine Rückmeldung erfolgt – in der Zwischenzeit hat der Kontakt vielleicht schon woanders angefragt.
  • Unklare Zuständigkeiten: Wer übernimmt wann was? Ohne definierten Übergabepunkt zwischen Messe-Team, Marketing und Vertrieb bleibt vieles liegen.
  • Keine Qualifizierung: Alle Leads werden gleich behandelt – obwohl nicht jeder Kontakt gleich relevant ist.

Diese Punkte wirken auf den ersten Blick klein. In Summe führen sie aber dazu, dass Messe-Leads oft ungenutzt bleiben, obwohl sie mit echtem Interesse begonnen haben.

Warum das Problem oft nicht auffällt

Viele Unternehmen nehmen diese Lücken gar nicht bewusst wahr – schlicht weil sie sich an die Abläufe gewöhnt haben. Messe bedeutet: viel Aufwand im Vorfeld, intensiver Einsatz vor Ort – und dann erst einmal durchatmen. Dass der wertvollste Teil des Messeerfolgs aber erst danach beginnt, wird leicht übersehen.

Dazu kommt:

  • Es fehlen messbare Kriterien, woran ein guter oder schlechter Messeprozess erkannt wird.
  • Erfolg wird eher am Bauchgefühl festgemacht („War gut besucht“) statt an Lead-Entwicklung.
  • Die Nachverfolgung ist oft „Chefsache“ – aber ohne System.

Was dabei unbemerkt bleibt: Die ersten 48 Stunden nach dem Messekontakt sind häufig entscheidend. Wer in dieser Zeit sichtbar, individuell und professionell reagiert, bleibt positiv im Kopf – und schafft Vertrauen. Wer zu spät kommt, wird oft gar nicht mehr wahrgenommen.

Blick in die Praxis: So sieht es in vielen Unternehmen aus

  • Die Messe ist vorbei, die Tasche voller Visitenkarten – aber kein klarer Plan, was damit passiert.
  • Eine Kollegin tippt die Kontakte manuell ab – irgendwann zwischen zwei anderen Aufgaben.
  • Ein Export landet im CRM – aber ohne Gesprächsnotizen oder Kontext.
  • Das Follow-up kommt, wenn überhaupt, erst nach Tagen – und dann per generischer Standard-Mail.
  • Der Vertrieb weiß nicht, welche Leads dringend oder vielversprechend sind – und fängt erst spät an.

Das kostet Zeit. Und oft auch Umsatz.

Fragen, die Klarheit schaffen

Um zu prüfen, wie gut Ihr aktueller Messeprozess funktioniert, helfen ein paar einfache Reflexionsfragen:

  1. Wie erfassen Sie Messe-Leads aktuell – analog oder digital?
  2. Wann werden Leads ins CRM übertragen – und von wem?
  3. Wie schnell erfolgt das erste Follow-up nach der Messe?
  4. Gibt es klare Kriterien, welche Leads priorisiert behandelt werden?
  5. Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Messekontakte – außer an „Gefühl“?

Diese Fragen sollen nicht verunsichern, sondern helfen, Potenziale zu entdecken. Denn oft ist der erste Schritt zur Verbesserung einfach nur das Bewusstwerden.

Fazit: Wer Messe-Leads gezielt entwickelt, gewinnt

Messekontakte sind wertvoll – aber ihr Wert zeigt sich erst nach der Messe, wenn daraus konkrete Gespräche, Angebote und Geschäftsbeziehungen entstehen. Und genau das lässt sich aktiv gestalten.

Mit mehr Klarheit, besseren Prozessen und einer gemeinsamen Haltung im Team wird aus jeder Visitenkarte ein echter Vertriebsansatz.

Das Gute daran: Man muss das Rad nicht neu erfinden. Schon kleine Veränderungen können den Unterschied machen – z. B. klar definierte Übergaben, einfache Erfassungshilfen oder transparente Follow-up-Pläne.

Denn am Ende gilt:
Wer Leads ernst nimmt, zeigt das durch sein Handeln – und bleibt im Kopf.

In unserem nächsten Beitrag zeigen wir Ihnen, welche typischen Stolpersteine in der Messe-Nachbereitung auftreten – und mit welchen kleinen Stellschrauben Sie sofort mehr aus Ihren Kontakten machen können.

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Melanie Richter

Die Autorin

Ich bin Melanie Richter – Digital Consultant bei twentyZEN.